Eine Veranstaltungsreihe mit (Neu-)Produktionen von Berliner Künstler*innen an vier Abenden
LIDO 2023
Samstag, 02.09.2023 um 20.30 Uhr (Eintritt frei)
Eine Raum-, Klang- und Tonkomposition
mit 4K-LED-Display, liegendem sonD-Kontrabass, mobilen Kopfhörern und
sieben MAISsCape-Schwingern
von Detlev Schneider und Jan-Peter E.R. Sonntag
mit Texten von Richard und Cosima Wagner und Georges Perec
© Jan-Peter E.R. Sonntag & Detlev Schneider
Lido, Venedig, den 10. Juni 2007, 10.37 Uhr, 1/3000 Sekunde. In Aschenbachs gleißendem Blick durch die Welle gerinnt der Übergang - Tristan F H D# G# / `9``17 - ein endloses Band aus 4 [Sinus-]Tönen, ein andauerndes Dazwischen.
Schneider und Sonntag interessiert lange schon Richard Wagner als der „erste Medienkünstler", wie ihn Friedrich Kittler nannte, und damit die mediale Wirkungstiefe in Wagners Komponieren. Und es wurde für sie zum unabgeschlossenen fiktiven Projekt, den zweiten Tristan-Akt, das Herz- und Kernstück dieser Oper, als hyperreales begehbares multiphones Raumklangspiel zu denken.
Als Seitenstück und Konkretum dazu animierte Jan-Peter E.R. Sonntag 2007 in seinem Projekt LIDO seine Photographie - aufgenommen am Lido vor Venedig - und verband diese mit einem im Raum in einfachen, obertonlosen Wellen auskomponierten Nachklang des Tristan-Akkord, angeschlagen am Klavier.
Wagner hatte den zweiten Akt im Frühling 1858 in Venedig komponiert. Und er starb dort im Winter 1883. Mit "Tristan und Isolde" hatte Wagner die festgefahrene Harmonik aufgelöst und sein musikalisches Material über die Grenze der Tonalität getrieben, und er hatte damit Klangräume geöffnet, welche die Moderne ausschritten - Strauss, Mahler, Schönberg bis Eisler, Nono und Stockhausen.
2023 versuchen Schneider und Sonntag nun, das Lido-Projekt dem Milchhof-Pavillon anzuverwandeln.
Eine Kooperation mit dem MAISsCape-Projekt von N-solab, das gefördert wird vom Hauptstadt Kulturfonds.