TERRITORIES
09.05. bis 24.05.2025
Charlotte Bastian, Sigrun Drapatz, Kiki Gebauer, Simone Häckel, Julia Krewani, Karen Linnenkohl, Bettina Weiß, Juliane Zelwies
Eröffnung: Donnerstag, 08.05.2025 um 19 Uhr
Finissage: Samstag, 24.05.2025 von 19-21 Uhr
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Nach lexikalischer Definition sind Territorien geographisch abgegrenzte Gebiete, auf die ein Anspruch auf Besitz, Macht oder Souveränität erhoben wird. Territorien sind umkämpft, werden angeeignet, abgesteckt und gesichert, sind also Ausdruck von Zugehörigkeiten und spiegeln Machtverhältnisse wider. Es geht um Fragen von Eigentum, Aneignung, Erweiterung und darum, Kontexte und Konstruktionen gegebenenfalls auch subversiv aufzubrechen.
Grenzen werden in Frage gestellt, um Territorien in Möglichkeitsräume zu verwandeln. Freiräume werden genutzt und geschaffen, neue mentale und soziale Räume können entstehen. Private Sphären werden zu öffentlichen Räumen erweitert.
Die ausstellenden Künstlerinnen erforschen in verschiedener Weise die Bedeutung und Facetten von Territorien, sei es in Bezug auf natürliche und geformte Umgebungen, soziale Strukturen, kulturelle Identitäten oder Farb- und Lichträume.
Charlotte Bastian setzt aus Fotografien unterschiedlicher Orte und Zeiten neue Landschaften zusammen – zu Collagen und dreidimensional wahrnehmbaren Raumbildern. Ohne dokumentarisch sein zu wollen, lässt die Künstlerin aus meist zwei bis drei fotografischen Szenen und Motiven eine visuell auf kognitive Dissonanz zielende Ungleichzeitigkeit und Unverortbarkeit entstehen. Im Fokus sind dabei Veränderungen von Landschaften im Anthropozän.
In dem Zyklus "Jedermann Selbstversorger" greift Sigrun Drapatz die sozial-ökologischen Konzepte der 1920er Jahre auf und reflektiert sie im Licht der aktuellen Ökologie-Bewegung.
Das Territorium, das Kiki Gebauer interessiert, ist der scheinbar leere Raum zwischen ihren konkreten Objekten und der Wand. Der hier durch Reflektion entstehende Farbraum, wirft die Frage auf, ist dieser Raum leer oder gefüllt. Wenn ja, womit und wofür steht es.
Die Videoarbeit von Simone Häckel versammelt Aufnahmen verschiedener Wildtiere, die mit einer fest installierten Kamera aufgenommen wurden. Ohne bewusstes Eingreifen dokumentiert die Kamera, wie sich die Tiere in ihrem Lebensraum bewegen - mal allein, mal auf scheinbar gemeinsamen Wegen. Sichtbar werden Spuren indiviueller Territorien, Überlagerungen von Reviergrenzen und Momente der Begegnung.
Im Zentrum steht die Frage, wem der Raum gehört - und wie er beansprucht, durchquert oder verteidigt wird. Die Kamera als menschliches Beobachtungsinstrument verweist auf das fragile Gleichgewicht zwischen Rückzugsort und Überwachung, Naturraum uund kulturellem Zugriff - und macht sichtbar, dass Territorien nicht nur gezogen, sondern täglich neu verhandelt werden.
Karen Linnenkohls fotografische Arbeit beschäftigt sich mit Spiegelungen, Reflexionen und Überlappung verschiedener Bildebenen. Für die Ausstellung „Territories“ im Milchhof untersucht sie das Leben in der Reflexion einer Pfütze. Die Pfütze als Projektionsfläche. Was wäre, wenn man hier eintauchen könnte, wäre es ein Leben auf der anderen Seite? Ein kleiner Ausschnitt einer Welt, der sich je nach Standort verändert, im Foto jedoch eine Festlegung und damit eine Entscheidung für ein eingrenzbares Territorium erfährt. Geplant ist eine transparente Fotoserie, die auf die Scheiben aufgebracht werden könnte und mit dem Licht und der realen Umgebung dahinter eine weitere Bildebene schafft.
Bettina Weiß spielt im Medium Malerei Versionen des Topos „Landschaft“ anhand abstrakt geometrischer Kompositionen durch. Es entstehen so auf Holz in Acryl, Öl und Pastell “Landschaftsmöglichkeiten”, die sich im Mikro- oder Makrokosmos, so oder so ähnlich, in diesem Moment zeigen könnten. Territorien werden hier durch Raum und Zeit bestimmt. Wichtig ist in dem Zusammenhang die Umsetzung in einer Maltechnik, mit der die Farben pastos und lasierend, staubig und glänzend, die Farbflächen neben- und übereinander scheinbar in Bewegung gebracht werden.
Juliane Zelwies sucht aktuell nach künstlerischen Methoden, die es ermöglichen, sich in die Perspektive einer anderen Spezies hineinzuversetzen. In der gezeigten Arbeit analysiert sie das Vogelnest als Beispiel für eine nicht-anthropozentrische Architekturpraxis. Anhand eines Modells zeigt sie, wie sich Bauweise und Materialität von Nestern durch veränderte Umweltbedingungen – etwa im städtischen oder klimatischen Kontext – signifikant wandeln.
In ihren Arbeiten greift Julia Krewani scheinbar Zufälliges aus dem alltäglichen Zeug heraus. Dabei handelt es sich meist um belanglose Gegenstände und Materialien, die jedoch durch ihre typischen und wiederkehrenden Muster unseren Lebensraum prägen. In objekthaften Zeichnungen imitiert die Künstlerin Momente, in denen die Dinge durch ihre plastische Verformung den Anschein des Gebrauchs und somit eine Individualisierung erhalten.